2006 hatte 3/klang dem Schwarzen Peter, Verein für Gassenarbeit, Starthilfe für das Projekt Wärmstube „Soup&Chill“ hinter dem Bahnhof SBB gegeben.
Nach zweieinhalb Jahren ergebnislosen Verhandlungen mit Verantwortlichen der SBB und des Kantons hatte der Schwarze Peter damals einen Raum gesucht und gefunden, in dem sich randständige Menschen, die grossteils keine Wohnung haben, in den Wintermonaten täglich von 16-21h aufhalten können.
Da der Kanton im ersten Jahr keinerlei Finanzen beisteuerte, musste der Gesamtbetrag von ca. 60 000 Franken von Privaten, Stiftungen etc. erbettelt werden. Ein wunderbares Projekt, um auch 3/klang-Geld sinnvoll einzusetzen!
Im ersten Winter (Öffnung von 1. Dezember bis 31. März) besuchten über 2000 Menschen Soup&Chill.
Die Verantwortlichen am SBB sprachen einstimmig von fühlbarer Entspannung am Bahnhof.
Aus Sicht der GassenarbeiterInnen wurde die Stube zu einem Ort, an dem Gruppierungen erreicht werden konnten (z.B. junge rechtsorientierte Menschen), zu denen es sonst fast unmöglich ist, Kontakte zu knüpfen.
Die BesucherInnen liebten „ihre“ Stube als Ort der Begegnung, an dem sie willkommen waren und das tun können, was sie sonst kaum irgendwo tun können: ohne Gefahr, wieder und wieder weggewiesen zu werden in Ruhe beisammenzusitzen, zu tratschen, zu spielen…
Somit war in vierfacher Hinsicht der Nachweis erbracht, dass Soup&Chill ein sinnvolles Angebot war. Alle waren überzeugt, dass es eine Fortsetzung finden musste:
Auch der Vorstand von 3/klang war überzeugt davon und beschloss, das Sponsoring fortzusetzen.
Soup&Chill, die Wärmestube des Schwarzen Peter hinter dem Bahnhof SBB.
Gleich am Hintereingang des Bahnhofs SBB, in der Güterstrasse 125. Wenn die Kerze im Schaufenster des östlichsten Raumes der zum Abriss bestimmten und von der SBB angemieteten Liegenschaft brennt, dann ist geöffnet. Jeden Nachmittag zwischen 16 und 21 Uhr. Es ist warm in der Stube. Es gibt immer Tee, Suppe und Kaffee.
Und vor allem Freundlichkeit und Ruhe. Mitgebrachter Alkohol darf getrunken werden, jedoch keine Spirituosen über 15%. Verboten sind alle illegalen Drogen.
Eine kleine Hausordnung hält die „Spielregeln“ fest
Die Wärmestube schliesst endlich eine empfindliche Lücke im sozialen Angebot Basels: das Haus für Obdachlose in der Wallstrasse ist an 2 Wochentagen, nämlich Montag und Dienstag, ganz geschlossen(!), an den anderen Wochentagen schliesst es um 17h. Um 17 Uhr wollen viele Menschen, die im öffentlichen Raum leben, aber noch nicht in Richtung Kleinbasel (Gassenküche und Notschlafstelle) aufbrechen. Sie bleiben am Bahnhof, suchen Wärme in der Bahnhofshalle, werden verwarnt, weggewiesen, gehen, kommen wieder… eine ewige Spirale von Stress setzt sich in Gang.
Genau hier setzt das Angebot des Schwarzen Peters an. Schnell hat sich das Winterangebot der „Wärmestube“ herumgesprochen, wird genutzt und zwar in einem Masse und einer Art, die die kühnsten Erwartungen übertroffen hat.
Im Monat Dezember kamen 416 BesucherInnen, 60 verschiedene Personen, 20 DauerkundInnen. Im Januar ist die Besucherzahl trotz des frühlingshaften Wetters kontinuierlich gestiegen und liegt meist bei 20 Personen pro Nachmittag.
Alle möglichen „Szenen“ treffen sich: junge Punks und rechtsorientierte Menschen, junge und nicht mehr junge Alkoholabhängige, Menschen mit psychischen Problemen, Langzeitarbeitslose, Obdachlose….
Die Stube ist ein Treffpunkt für ganz verschiedene Menschen.
Jeder und jede mit eigener Geschichte.
Viele Enttäuschungen und Traurigkeiten in einem Raum.
Alle sind überrascht, wie gut das Miteinander klappt.
Wie spannungsarm.
Die Leute reden, trinken, spielen Karten. Lachen viel. Und können trösten, wenn jemand weint. Denn auch das gehört dazu.
Auch die Nachbarschaft und sonstige GönnerInnen machen mit:
Wir bekamen immer wieder wunderbaren, selbstgebackenen Kuchen, Weihnachtsguetslis….. der Präsident von 3/klang brachte Basler Leckerlis und „Monsieur ISMAIL“ (nicht Ibrahim!), der Mann vom Kebab-Laden gegenüber, brachte zur Eröffnung… natürlich… Rosen!!! Von unseren BesucherInnen wurden sie mit Liebe getrocknet und gehütet.
Ein kleiner Namensfindungs-Wettbewerb wurde veranstaltet. Aus einigen sehr originellen Vorschlägen wie „Arche Noah am SBB“, „Friedensraum“ und „eS BéBé vom Schwarzen Peter (graphisch analog zum SBB-Logo gestaltet), ging schliesslich der Name
SOUP & CHILL
siegreich hervor und wurde gleich von einem unserer Spraykünstler gross auf einer der Innenwände festgehalten.
„Soup & Chill“…..“Suppe und Ausruhen“…. Das ist’s!
Erfolgsrezept der Stube: man nehme
einen idealen Standort: direkt hinterm SBB
füge richtig gewählte Öffnungszeiten hinzu: täglich 16-21h
suche und finde das Dream-Team als Personal: Catherine Darge, (ehemalige Gassenarbeiterin des Schwarzen Peter, Kennerin der Bahnhofs-Thematik seit Jahren und bestens bekannt bei den „Leuten“ am Bahnhof) und Irène Lengacher, die ehemalige Angestellte der Bahnhofshilfe.
Sie bieten zusammen alles, was es braucht: sozialarbeiterische Erfahrung, Organisations- und Improvisationstalent, Fähigkeit zum Zuhören, den Mut, auch mal zum“ NEIN“ sagen.. und unerschöpflichen Ideenreichtum, wenn’s drum geht, gute Suppen zu kochen. Ab Februar wird Frau Darge zwar dem winterlichen Basel den Rücken kehren und Wärme im Ach-wie-schön-ist-Panama-Land suchen, aber mit Oliver Riester wird ein junger Mann mit viel Szenenkenntnis, eigenen Erfahrungen und viel „Gschpür“ Frau Langacher unterstützen. 3 Nutzer der Stube wechseln sich ausserdem abendeweise als Helfer ab und beziehen dafür Stundenlohn.
Die Finanzierung von SOUP & CHILL
Nachdem die 1. Soup&Chill-Saison 2006/2007 ohne kantonal Beteiligung stattfand, liess sich der Kanton nun durch den Erfolg und dessen Dokumentation überzeugen und unterstützte das Projekt 2007/2008 mit 30 000 Franken (15 000 aus der Kasse des Gesundheitsdepartements, 15 000 aus der Kasse des Justizdepartements).
Da die Stube nach Absprache und auf Wunsch der SBB bereits einen Monat früher als im Vorjahr, nämlich am 1.November, eröffnet wurde und da infolge der grossen Besucherzahl die Personaldecke verstärkt, d.h. mehr MitarbeiterInnen angestellt werden mussten, verteuerte sich das Projekt jedoch. Somit müssen auch diese Saison wieder ca. 60 000.- 70 000.- Franken an Spenden gesammelt werden.
Das Sponsoring durch 3/klang ist für Soup&Chill unendlich wertvoll
Herzlichen Dank allen, die für uns gesungen, gespielt, gezaubert, jongliert, geschauspielert und „geclownt“ haben:
Herzlichen Dank allen, die unsere Künstler engagiert haben!
Herzlichen Dank wieder einmal dem Freundeskreis, dessen Mitglieder immer wieder „einfach so“ Geld schicken!.